3. Auswahl zusätzlicher Schweißrauchminderungsmaßnahmen

Die TRGS 528 beschreibt den Stand der Technik für Schweißarbeitsplätze.

Details zur Definition und Methodik des Stands der Technik sind in der TRGS 460 aufgeführt. Die Anwendung der in der TRGS 528 veröffentlichten Schutzmaßnahmen und deren Kombination, einschließlich Substitutionsmaßnahmen, technischer und baulicher Maßnahmen, persönlicher Schutzausrüstung und Arbeitsorganisation, führen erfahrungsgemäß zu einer bestmöglichen Minimierung der Belastung.

Ergibt die Bewertung der Exposition, dass die Schutzmaßnahmen nicht ausreichend sind, besteht Handlungsbedarf. Die schon getroffenen Maßnahmen müssen verbessert und die Anwendung zusätzlicher Schutzmaßnahmen muss überlegt werden. Diese Maßnahmen sollen die Belastung der schweißenden Personen und anderer Beschäftigter im Gefahrenbereich auf ein Minimum reduzieren.

In diesem Abschnitt werden typische Schutzmaßnahmen gegen die Schweißrauchgefährdung für das MSG-Schweißen erläutert, um die Entscheidung für bestimmte Maßnahmen und ihre Kombination unter betriebsspezifischen Randbedingungen zu erleichtern. Die Wirksamkeit und Eignung der Maßnahmen können aber nur betriebs- oder sogar arbeitsplatzbezogen geprüft werden.

Betriebs- und arbeitsplatzunabhängig gelten dabei das STOP-Prinzip (siehe unten) der Maßnahmen, deren spezifische Auslegung für schweißtechnische Arbeiten und das Minimierungsgebot.

Den wirksamsten Schutz gegen Schweißrauchgefährdung bietet die vollständige Vermeidung des Schweißrauchs (Substitution). Nach aktuellem Stand der Technik käme das dem Verzicht auf das MSG-Schweißen gleich, da jeder metalldampfbasierte Lichtbogen auch Schweißrauch erzeugt.

Stehen einem Betrieb keine wirtschaftlichen und technisch praktikablen Fertigungsalternativen zum MSG-Schweißen zur Verfügung, muss die Schweißrauchminderung systematisch erarbeitet werden. Dabei muss die gesetzlich vorgegebene Rangfolge der Maßnahmen beachtet werden. 

Diese Rangfolge ist auch als STOP-Prinzip bekannt, dessen Elemente in Tabelle 1 erläutert sind. Die Begründung für diese Rangfolge liegt in der abgestuften Wirksamkeit der einzelnen Maßnahmenkategorien als Schutz gegen 
die Gefahrstoffrisiken. Eine detaillierte Beschreibung des STOP-Prinzips enthält die TRGS 500.

Das STOP-Prinzip ist kein „entweder/oder“-Auswahlkriterium für einzelne Maßnahmen. Besonders wenn die Wirksamkeit einer einzelnen Schutzmaßnahme nicht ausreichend ist, muss eine Kombination mehrerer Maßnahmen ausgeführt werden. 

Tabelle 1 listet beispielhaft Maßnahmen für die Schweißrauchminderung beim MSG-Schweißen auf. Dabei wird angenommen, dass MSG-Schweißen in einem Betrieb nicht durch andere Fügeverfahren ersetzbar ist.

Hinweis

Substitutionsmaßnahmen zur Schweißrauchminderung sind naturgemäß ein Eingriff in einen bestehenden Schweißprozess. Wegen der im Abschnitt Emissionen erläuterten Wirkung bestimmter Lichtbogenvariablen (Stromquellenparameter, Zusatzwerkstoff, Prozessgas) sowohl auf die Schweißrauchemisssionsrate als auch auf das Schweißergebnis sind die Auswirkungen von Substitutionsmaßnahmen auch unter den jeweils geltenden Qualitätskriterien zu bewerten. Der Aufwand für diese Qualitätssicherung und Dokumentation im Fall von Substitutionsmaßnahmen fällt schweißaufgaben- und branchenabhängig sehr unterschiedlich aus. Um den Aufwand möglichst gering zu halten, sollten im Zweifelsfall beratende Stellen wie Schweißtechnische Lehr- und Versuchsanstalten (SLVen), technische Aufsichtsorganisationen, Zertifizierungsstellen, Technische Universitäten oder fachkundige Industrie- und Handwerksverbände konsultiert werden. Wegen des engen Zusammenspiels des Regelverhaltens der Stromquelle mit dem Zusatzwerkstoff und dem Prozessgas sind diese Substitutionsmaßnahmen als Kombination am stärksten wirksam, sowohl für die Schweißrauchemissionsrate als auch für die Qualitätssicherung. Bei Substitutionsmaßnahmen im Rahmen des Schweißrauchminderungsplans wird deswegen empfohlen, die Zusammenhänge zwischen Kennlinien/ Regelverhalten der Stromquelle, Art des Zusatzwerkstoffs und chemischer Zusammensetzung des Prozessgases zu berücksichtigen. Sowohl die Herstellfirmen der jeweiligen Produkte als auch unabhängige, beratende Institutionen können dabei fachlich unterstützen.

Details zur Prüfung, Dokumentation und Anwendung von Substitutionsmaßnahmen sind in der TRGS 600 „Substitution“ enthalten; sie beschreibt die Pflichten der Arbeitgebenden und unterstützt sie gleichzeitig dabei, „gefährliche Verfahren durch weniger gefährliche Verfahren zu ersetzen“.

Tabelle 1 Mögliche Schweißrauchminderungsmaßnahmen für das MSG-Schweißen (MIG/MAG), strukturiert nach dem STOP-Prinzip

 TRGS 500TRGS 528Beispiele für MSG-Schweißen
SSubstitutionAuswahl von gefahrstoffarmen Verfahren und Werkstoffen/Zusatzwerkstoffen
  • Optimierung MSG-Parameter an der Stromquelle, („energiearmes MSG“)
  • Optimierung MSG-Schweißzusatz: chemische Zusammensetzung und Typ
  • Optimierung MSG-Prozessgas: chemische Zusammensetzung, Durchfluss
  • Einsatz des WIG-Verfahrens
TTechnische SchutzmaßnahmenLüftungstechnische und bauliche Maßnahmen
  • Schweißbrenner mit brennerintegrierter Erfassung
  • nachzuführende Erfassungselemente
  • stationäre Erfassung am Schweißarbeitsplatz
  • Raumlüftung
  • räumliche Trennung / Abtrennung
OOrganisatorische SchutzmaßnahmenOrganisatorische und hygienische Maßnahmen
  • Oberflächenreinigung vor dem Schweißen
  • optimierte Arbeitsposition
  • Begrenzung der Expositionszeit
  • Begrenzung der exponierten Beschäftigten
  • Schulung, Training
PPersönliche SchutzmaßnahmenPersönliche Schutzmaßnahmen
  • belüftete Helme / Hauben
  • Masken